Glasfaser in Apen?
Volles Haus beim gemeinsam vom OBV und dem Gewerbeverein Apen veranstalteten Info-Abend mit Vertretern der Firma Deutsche Glasfaser, die in Apen, Augustfehn, Vreshen Bokel und Hengstforde Glasfaser-Anschlüsse verlegen will: Alle 40 nach den geltenden Corona-Beschränkungen möglichen Sitzplätze im Versammlungssaal des Schützenvereins Apen waren am Dienstagabend vergangener Woche belegt. In dem rund anderthalbstündigen Vortrag mit der Gelegenheit Fragen zu stellen, schilderten die Vertreter Christian Morag, Tobias Runde und Johannes Niesing von Deutsche Glasfaser die Möglichkeiten, die der schnelle Kabelanschluss bietet. Zwar hatten sich schon viele der Anwesenden für einen Anschluss an das Glasfaser-Netz entschieden – wie wichtig ein zeitgemäß schneller Netzanschluss ist, machten die jedoch erst die Schilderungen der Glasfaser-Spezialisten in aller Tiefe deutlich.
Ob und wann in der Gemeinde Apen der Startschuss für den Bau des schnellen Glasfaser-Anschlusses möglich ist, steht jedoch in den Sternen: „Wir sind ein privatwirtschaftliches Unternehmen und können erst mit der Installation beginnen, wenn dies rentabel wird“, betonte Christian Morag. Er ergänzt: „Erst wenn sich genügend Bürger für die Glasfaser-Anbindung entscheiden, ist der wirtschaftliche Erfolg und damit die Einrichtung des Glasfasernetzes in Apen möglich.“ Von der Einrichtung eines umfassenden FTTH ist Apen jedoch noch weit entfernt – im nördlichen Teil von Augustfehn ist das Interesse indes größer und eine Glasfaser-Einrichtung durchaus möglich. FTTH steht übrigens für „Fiber to the Home“, also „Glasfaser bis in die Wohnung“.
„Andere Anbieter planen den Glasfaser-Ausbau in Apen frühestens in acht Jahren – und selbst dann ist der Erfolg noch längst nicht garantiert“, erläuterte Tobias Runde, Leiter des Vertriebs. „Wir könnten bei ausreichendem Interesse der Aper Bürger bereits im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen.“ Derzeit würden die Aper jedoch eher durch Desinteresse glänzen, obwohl die Deutsche Glasfaser die Verlegung bei kurzfristiger Buchung kostenfrei vornimmt: „Wir sind von der zum Bau nötigen 40 Prozent aller möglichen Vertragsabschlüsse noch weit entfernt“, betonte Morag.
Wie groß sind die Chancen, dass Aper Haushalte und Firmen in naher Zukunft die Möglichkeit erhalten, schnelle Glasfaser-Anschlüsse zu nutzen? Drei Vertreter der Firma Deutsche Glasfaser versorgten interessierte Aperinnen und Aper mit wertvollen Hintergrund-Informationen. Links im Bild (stehend): Hans Joachim Tietjen, einer der Initiatoren des Info-Abends.
„Die zurzeit in vielen Haushalten verwendete Technik wie DSL wird künftig nicht mehr ausreichen, um ausreichend informiert zu sein und störungsfrei zu kommunizieren“, warnt OBV-Chef Frank Zahn. Hans Joachim Tietjen, Vorsitzender des Gewerbevereins Apen, fügt hinzu: „Besonders für Aper Firmen und Freiberufler ist ein schnelles Internet wichtig, um auch in Zukunft mithalten zu können.“ Einen anderen Aspekt beleuchtete Albrecht-Erich Krause, Bezirksvorsteher für Apen im Rat der Gemeinde Apen: „In Zukunft wird die Kommunikation auch per Video-Schaltungen mit Ärzten verstärkt über das Internet ablaufen. Besonders älteren Menschen bringt ein guter Internet-Anschluss viele Erleichterungen – und kann anstrengende und zeitraubende Arztbesuche ersparen.“
Wer sich gründlich über „Glasfaser in die Wohnung“ informieren will, kann das Büro der Deutschen Glasfaser in Apen (Hauptstraße 127, 26689 Apen, dienstags bis freitags von 10:00 bis 13:00 Uhr und von 14:30 bis 180:00 Uhr) besuchen. Alternativ können sich Interessierte auch telefonisch unter der Nummer 02861-8133 423 melden und einen unverbindlichen Termin in den eigenen vier Wänden vereinbaren.
Kommentar von OBV-Redakteur Hermann Ries
Wie oft habe ich mich während meiner aktiven Zeit als Redakteur für Oldtimer-Zeitschriften über das – entschuldigen Sie bitte die drastische Vokabel, aber das muss sein – „lahmarschige“ Internet in Apen geärgert. Wenn ich für eine Story eine Bildauswahl mit über 100 Fotos à 50-90 MB verschicken musste, stand ich bildlich gesprochen im Daten-Stau. Und auch heute, als Rentner, ärgere ich mich regelmäßig über die maximal 12,3 Mbit/sec im Download und 1,6 Mbit/sec im Upload, die mir derzeit und zur Verfügung stehen. Anspruchsvollere Datenübertragungen sind stets ein unnötiges Geduldsspiel. Und viel mehr ist in der Straße, in der ich in in Apen wohne, nicht drin – das gilt auch für die Zukunft, so sagt mir die Internet-Recherche. So muss ich wohl auch damit leben, weiterhin bei schlechtem Wetter auf dem TV-Bildschirm beim Satelliten-Empfang lediglich den Text „Kein Signal“ zu sehen. Fernsehen über ein Glasfaserkabel indes würde ein einwandfreies Bild und guten Ton liefern – unbeirrbar.
In der früheren DDR gab es den sarkastisch verwendeten Ausdruck „Tal der Ahnungslosen“. Damit waren Gebiete gemeint, in denen weder Westfernsehen noch westliche UKW-Rundfunksender empfangen werden konnten. Die Bewohner dieser Regionen (um die Städte Greifswald und Dresden) galten als hinterwäldlerisch und unzureichend informiert, weil sie sich nur über die zensierten staatlichen DDR-Medien informieren konnten, die ein unvollständiges und einseitig verzerrtes Bild der Realität zeichneten.
Die Ortschaft Apen ist auf dem besten Wege, vom zukunftsträchtigen schnellen Informationsfluss – zumindest für die nächsten Jahre – abgehängt zu werden, weil zu wenig Aper Bürger Interesse an fortschrittlicher Technik haben, die dazu derzeit noch ohne große zusätzliche Kosten installiert werden könnte. Apen läuft Gefahr, zum Tal der Ahnungslosen zu werden, während die Augustfehner in nördlichen Ortsteil mehr Interesse am Glasfaserkabel haben – und damit auch eine größere Chance, in naher Zukunft ans schnelle Netz angeschlossen zu werden. Und wer glaubt, zum späteren Zeitpunkt in einigen Jahren ebenfalls die Einrichtung eines Glasfaser-Kabels kostenlos zu erhalten, der schaut in die sprichwörtliche Röhre. Aber das passt ja: Bei der Datenübertragung im bisherigen Schneckentempo würde eigentlich ja auch ein altertümlicher Röhrenfernseher genügen …