SOS aus dem Storchennest

SOS aus dem Storchennest

Als Hartmut Krystof, Naturliebhaber und versierter Hobbyfotograf aus Jübberde, am vergangenen Freitag – wie so oft – die Störche in dem vom Ortsbürgerverein Apen errichteten Storchennest zwischen Süderbäke und der Straße „An der Wiek“ fotografierte, ahnte er nicht, dass er kurz darauf eine dramatische Rettungsaktion auslösen würde.

Storchenfreund und Hobby-Fotograf Hartmut Krystof entdeckte die Notlage der Störche in Apen

Als er nämlich die mit Teleobjektiv aus sicherer Entfernung geschossenen Fotos der zwei Jungstörche und deren Eltern am PC bearbeitete, sah er etwas, das aus der Foto-Entfernung mit bloßem Auge nicht zu erkennen war: Die Schnäbel der beiden Jungvögel waren mit angetrockneten Futterresten völlig verklebt – ein dramatischer Anblick, der nichts Gutes erahnen ließ.

Mit dem 600er Teleobjektiv gut zu erkennen: Die Schnäbel der Jungstörche waren mit alten Nahrungsresten zugeklebt, so dass die kaum noch Nahrung aufnehmen konnten. Ohne Hilfe wären sie vermutlich bald verhungert

Zunächst schickte Hartmut Krystof einige der Fotos an Hans Appiß in Leer, dem ehrenamtlichen Storchenvater im Landkreis Leer, der sich seit fast 40 Jahren um die Weißstörche (Ciconia ciconia) kümmert. Der reagierte sofort, denn er weiß: „Das Phänomen verklebter Schnäbel, tritt immer wieder meist bei Jungtieren auf, die ihre Schnäbel nicht richtig säubern können, weil sie im Nest quasi auf dem Trockenen sitzen und noch nicht in Gewässern waten können. Gelingt es nicht innerhalb kurzer Zeit, die Schnäbel von dem Unrat befreien, sind die Tiere vom Tod bedroht. Denn sie müssen nahezu pausenlos mit frischem Futter und damit auch mit Flüssigkeit versorgt werden. Tritt eine Unterbrechung ein, überleben sie nur wenige Tage.“
Parallel zur Foto-Mail an Hans Appiß schickte Hartmut Krystof eine SMS mit dem Titel „Betreff Storch“ an Torsten Schürmann. Der ist Naturliebhaber und hatte sein Grundstück zur Verfügung gestellt, auf dem der OBV das Storchennest in fast 15 Meter Höhe installierte. „DRINGEND RÜCKRUF“, hieß in der SMS weiter: „Entweder mich oder Herrn Appiß anrufen. Dringende Aktion erforderlich. Die Störche krepieren sonst jämmerlich.“
Hans Appiß, der mit seiner Firma für Brandschutz und Sicherheitstechnik einen heißen Draht zur Baumdienst Boekhoff und dessen Chef Holger Boekhoff in Filsum hat, fragte dort umgehend nach einen Steiger an, um an das Nest zu gelangen. Holger Boekhoff ließ nichts anbrennen und stellte den Storchenrettern den nächsten frei werdenden Steiger mitsamt einem darauf geschulten Mitarbeiter zur Verfügung.

 

Rettungsaktion in luftiger Höhe: Nur mit Hilfe eines rasch von Hans Appiß organisierten Steigers war das Storchennest erreichbar

 

Die Nahrungs-Überreste waren so fest in den Storchenschnäbeln verklebt, dass Spezialist Hans Appiß sie mit einem kleinen Schraubendreher entfernen musste. Zum Schluss gab’s einen Schluck Wasser für die durstigen Vögel

Der Rest ist rasch erzählt: Noch am frühen Freitagabend reinigten der Storchenvater und Torsten Schürmann in luftiger Höhe die verkrusteten Schnäbel der fast schon ausgewachsenen Jungtiere. Zuvor hatten sie diese mit einem unter Storchenkennern bekannten Trick dazu gebracht, sich tot zu stellen, um sie so behandeln zu können. Der ebenso alarmierte OBV-Chef Frank Zahn stand als „Bodenpersonal“ mit einem Kescher bereit. Seine Aufgabe war, einen womöglich aus dem Nest geflüchteten Jungstorch an der weiteren Flucht zu hindern. Dies wäre fast sogar nötig gewesen – denn der größere der beiden Junior-Adebars versuchte, unerwarteter Dinge zu fliehen, so dass Hans Appiß ihn nur mit einem beherzten Zugriff am Storchenbein am womöglich fatalen Sturz aus luftiger Höhe hindern konnte.
Nach einer guten halben Stunde war die Rettungsaktion erfolgreich beendet: „Unser Einsatz hat sich gelohnt“, so der Storchenvater. „Wir haben die Jungstörche vor dem wahrscheinlichen Tod gerettet.“ Und Frank Zahn ergänzt: „Mama und Papa Storch können sich freuen, dass es dem Nachwuchs wieder gut geht.“
Der OBV dankt Hans Appiß, Holger Boekhoff, Hartmut Krystof und Torsten Schürmann.
Übrigens: Wer sich rund dreieinhalb Minuten Zeit nimmt, kann die Rettungsaktion in einem Video von Hartmut Appiß unter folgendem Link miterleben: http://jalbum.net/a/2014830
Und noch etwas: Die Störche sind auch am heutigen Dienstag, 22. Juni 2021, noch wohlauf und machen emsig Flugübungen – im Nest stehend …


Na also: Die Jungstörche sind wohlauf und machen emsig Flugübungen


Fotos: Hartmut Krystof, Torsten Schürmann, Hermann Ries

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